Welche Fragen treten auf, wenn es um Zero Waste geht?
Inhaltsübersicht
Ich freue mich sehr, dass unsere Teilnahme am Essperiment 2.0 neue Diskussionen anregt. Auch interessant ist, was die Menschen in meinem Umfeld bei dem Begriff Zero Waste beschäftigt.
Fragen wie: Wozu ist das Ganze eigentlich gut? Warum wollt ihr keinen Müll produzieren? Was soll das in Österreich, wo wir doch Müll gut recyceln oder einfach verbrennen? Besonders oft wird hinterfragt, was es genau mit Zero Waste auf sich hat. Ich werde dir mal erklären, was Zero Waste für mich heißt und woher mein Interesse dafür kommt.

Zero Waste
Kein Müll – zu extrem?
Zero Waste ist eine Bewegung, ein nachhaltiger Lebensstil. Mich persönlich hat die Bezeichnung Zero Waste anfangs total abgeschreckt. Ich habe mich gefragt, wie das gehen soll; Keinen Müll produzieren? Und wie du, hab ich mich auch gefragt, was das bringen soll?
Instagram und Facebook sind voll von weißen, cleanen, puristischen Wohnungen und aufgereihten Produkten aus Holz, Stoff, Edelstahl oder Glas. Mag schöner aussehen, als die vielen Plastikprodukte – aber wie realistisch ist es, im Alltag keinen Müll zu produzieren? Auf wieviel muss man verzichten? Besonders hat sich für mich die Frage gestellt, wie wir als Familie Zero Waste leben können?
Ich war noch nie ein Freund von Extremen, eher mag ich die vielen Nuancen und Schattierungen, welche das Leben für jeden Einzelnen von uns bereit hält. So habe ich mich zB. schon immer für Umweltschutz interessiert, aber hielt die Zero Waste Bewegung für zu extrem.
Momentan ist die Klimakrise ein viel diskutiertes Thema. Umweltbewusstsein tritt immer mehr in die Öffentlichkeit. Es werden Themen wie der CO2 Ausstoß, der eigene CO2 Fußabdruck oder Klimaziele angesprochen. Immer mehr Städte rufen den Klimanotstand aus. Besonders viel Aufmerksamkeit bekam die Zukunft unseres Planeten durch die Schülerstreiks / Fridays For Future, begonnen von der schwedischen Schülerin Greta Thunberg.
Auch ich habe mich im Zuge dessen viel intensiver mit dem Klimawandel auseinandergesetzt. Mit der Aussicht, wo genau wir unseren Planeten in Zukunft hinsteuern. Und mir wurde bewusst, dass auch ich aktiver darüber informieren will und schreiben werde, mich engagieren Muss.
Was versteht man unter „Nachhaltigkeit“?
Wir leben schon in einigen Punkten nachhaltig. Allerdings habe ich lieber den Ausdruck Less Waste (weniger Müll) verwendet – das schien mir authentischer als Zero Waste. Ich will nachhaltiger leben – dieser Wunsch fühlt sich für mich auch greifbarer an als Zero Waste. Doch was heißt Nachhaltigkeit und nachhaltig leben eigentlich?
Nachhaltigkeit ist das Schlüsselwort schlechthin. Einerseits beschreibt es genau, was ich will, ohne ewig lang erklären zu müssen (Ressourcenschonung, Umwelt- und Naturschutz, achtsam bewusst natürlich leben, uvm.). Andererseits ist es eine sehr ausgedehnte und vielleicht sogar ausgelutschte Bezeichnung, eine klare Definition gibt es nicht.
Ursprünglich kommt der Begriff aus der Forstwirtschaft und besagt, dass nur so viele Bäume gefällt werden dürfen, wie nachwachsen können. So soll der Wald für viele weitere Generationen erhalten bleiben.

nachhaltig handeln
Heute hat sich das Prinzip der Nachhaltigkeit auf einfach Alles erweitert: die Gesellschaft, die Wirtschaft, unser gesamtes Leben. Nachhaltiges Denken und Handeln soll sicherstellen, dass ein natürliches System in seinen wesentlichen Eigenschaften langfristig erhalten bleibt.
Es geht darum, die Welt im Gleichgewicht zu halten. Dieses Gleichgewicht wird durch nachhaltige Entwicklung gewährleistet. Mehr als „nur“ Umweltschutz, geht es auch um Gleichheit, Gerechtigkeit und Fairness auf allen Ebenen: Sozial, ökologisch und wirtschaftlich. Ein friedliches und langfristig für Alle angenehmes Miteinander. Nicht nur die Lebensqualität unserer Generation zu sichern, sondern auch unseren Enkeln und Großenkeln eine nicht nur bewohnbare, sondern auch schöne und gesunde Welt zu hinterlassen.
Im Endeffekt zielt genau darauf auch die Zero Waste Bewegung ab. Es geht mehr, als nur um Müllvermeidung, sondern es erstreckt sich auf einfach alle Lebensbereiche! Vielleicht hilft auch das generelle Bewusstsein für Nachhaltigkeit, die Augen vor anderen Brennpunkten nicht mehr verschließen zu können. Zero Waste ist ein polarisierender Begriff, regt zu Diskussion an. Erzeugt Aufmerksamkeit und das ist gut so!
Es ist mir wichtig, dass wir unseren Kindern vorleben, wie wir Alle zusammen friedlich, gesund und natürlich leben können. Ich möchte viele Möglichkeiten eines nachhaltigen Lebensstils zeigen. Deswegen habe ich mich als ehrenamtliche Zero Waste Austria Botschafterin gemeldet. Aus diesem Grund nehmen wir am Essperiment 2.0 teil und zeigen unseren Weg zu Zero Waste. Und auch darum schreibe ich hier am Blog über mehr Nachhaltigkeit: Weil es uns Alle angeht und Jeder nur zumindest Eine Kleinigkeit zur Rettung unseres Planeten beitragen sollte.
Etwas theatralisch?
– Vielleicht.
Müssen wir endlich anfangen zu handeln, damit unser Planet nicht den Bach runter geht?
– Ganz sicher!
Prinzipien des Zero Waste
Nun weißt du also, dass Nachhaltigkeit eher ein schwammiger Begriff ist.
Zero Waste hingegen drückt ganz klar aus: Es soll Müll vermieden werden! Dabei orientiert sich Zero Waste an den 5 Prinzipien der Abfallvermeidung, sh. Grafik.

Prinzipien der Müllvermeidung: Vermeiden, verringern, verwenden, verwerten, verrotten.
Wir gehen zum Beispiel ein Jahr Müllvermeidung so an, dass wir gewisse Produkte gar nicht kaufen. Nämlich alle, die verpackt sind. Für mich ist das jetzt nach einem Monat ein total befreiendes Gefühl: Ich muss mich nicht zwischen hunderttausend Produkten entscheiden, sondern wähle einfach das Produkt ohne Verpackung oder wenn das nicht geht, ein in Papier verpacktes.
Außerdem verringern wir Autofahrten und die Konsumation tierischer Produkte.
Wir verwenden unsere Dosen, um den Wocheneinkauf zu bewältigen. Wir nutzen Mehrweg statt Einweg. Nutzen viele Dinge mehrmals wie Geschenkpapier oder Glasflaschen.
Geschenkpapier ist ein gutes Beispiel für Verwerten: Wenn es nicht mehr schön genug zum weiterschenken ist, kommt es zu unseren Bastelsachen. So entstand zB. mal Schmuck für den Weihnachtsbaum, sh. Bild. Auch Lebensmittel(reste) werden verwertet, aus Apfelresten kann man zB. noch Essig (zum kochen oder putzen) herstellen.

upcycling Geschenkpapier zu Weihnachtsbaumschmuck
Verrotten. Da fällt mir in erster Linie Bioabfall ein, der bei uns im Mehrparteienhaus oft im Plastiksack in die Biotonne wandert und schlussendlich diese Plastikteile wieder im Boden landen. Da möchte ich nicht mehr mitmachen und bin gerade auf der Suche nach Alternativen für unseren biogenen Abfall. Kompost kommt wegen unseres Mini-Gartens nicht in Frage. Aber vielleicht kann mir da bald eine Wurmkiste weiterhelfen, wer weiß 😉
Im Zuge meiner Überlegung, Zero Waste Austria Botschafterin zu werden, kamen Zweifel in mir hoch. Bisher lebte ich Alles andere als Zero Waste: Wir produzierten viel zu viel Müll, fuhren oft mit dem Auto, konsumierten jeden Tag mehrmals tierische Produkte. Wie sollte ich für etwas Botschafterin werden, was ich selbst nicht total umsetzte?
Dann erkannte ich, dass wir alle nur Menschen sind – was für eine Erleuchtung! Es war wirklich so, ich habe bei KollegInnen gesehen, dass die auch „nur“ in ihrem Rahmen handeln und bei weitem nicht Alle ihren Jahresmüll in einem Glas unterbringen. Nach dieser Erkenntnis wurde ich mit voller Überzeugung und dem Wunsch nach Veränderung Zero Waste Austria Botschafterin, denn ich möchte nicht nur nachhaltiger leben, sondern auch Andere zu einem nachhaltigen Lebensstil inspirieren.
Das wichtigste Prinzip ist wohl: Du musst ja nicht alles komplett umsetzen. Wenn du hier und da auf Verpackungen verzichtest oder öfter mal das Fahrrad statt dem Auto nimmst, deine eigene Trinkflasche aus langlebigen Material immer dabei hast, oder immer eine Stofftasche für einen spontanen Einkauf – dann leistest du ja schon einen tollen Beitrag! Es sollte jeder so handeln, wie es sich im Alltag am besten integrieren lässt und gut anfühlt.
Mein Fazit, meine Einstellung zu Zero Waste
Also ja, Zero Waste heißt für mich eher nachhaltig(er) leben. Es muss nicht ins Extreme getrieben werden, sondern die Bewegung will das Bewusstsein für unseren exorbitanten Konsum und einhergehende Wegwerfmentalität schärfen. Alternativen zeigen. Dafür sensibilisieren, dass Jeder mit kleinen Veränderungen Großes bewirken kann.
Ich mag den Spruch gern: „We don’t need a handful of people doing zero waste perfectly. We need millions of people doing it imperfectly.
Zitat, Anne Marie Bonneau
(„Wir brauchen keine Handvoll Leute, die perfekt Zero Waste leben. Wir brauchen Millionen von Menschen, die es teilweise tun.“)
Gibt es noch etwas, dass du über Zero Waste wissen möchtest? Hinterlasse mir gern deine Erfahrungen, Fragen oder Anregungen in den Kommentaren, ich freu mich auf weitere Diskussionen!
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Konnte bis vor kurzem und durch Insta nichts mit dem Begriff anfangen. Ich und meine großen Kinder achten sehr was wir kaufen. Meine Tochter ging für unseren Planeten sogar bei der Demo in Paris auf die Straße. Plastikmüll ist ein riesiges Problem aber wir achten seit Jahren so wenig als möglich etwas eingepackt zu kaufen. Gehen auch in den unterpackt Läden
Liebe Grüße Caro
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