Achtung – Traumatische Erfahrung
Folgender Text kann (re-) traumatisierend wirken. Es wird ein für die betroffene Person(en) traumatische Erfahrung geschildert und kann auf Leser in ähnlicher Situation oder mit ähnlichen Erlebnissen negative Auswirkungen haben. Bitte überlege dir gut, ob du den folgenden Text lesen kannst und willst!
Liebe starke Mama! Danke, dass du mir deine Erfahrungen geschickt hast und uns so an dem Erlebten teilhaben lässt. Ich wünsche dir, dass du und deine Familie das Trauma gut und bald verarbeiten könnt!
„Hätte man mich gehört, hätte man keine Gewalt gebraucht“
Da ich gerade für unsere Familie daran arbeite, dieses für mich traumatische Erlebnis zu verarbeiten, möchte ich meine ganze Geschichte erzählen.
Mein Sohn ist am Sonntag 13.08.2017 um 17:29 geboren. Am Freitag begann die Geburt ins Laufen zu kommen, ich bekam leichte Blutungen und ein Ziehen im Unterleib und wir begaben uns in die Klinik. Dort wurde ich untersucht und der Muttermund hat sich 1-2 cm geöffnet, wurde aber wieder nach Hause geschickt, weil es noch nicht so weit sei.
Am Samstag bekam ich starke Schmerzen und wir fuhren vormittags in die Klinik, die Wehen kamen in regelmäßigen Abständen über mehrere Stunden hinweg. Der Muttermund hatte sich 3-4 cm geöffnet. Man muss anmerken das ich nicht zu den schlankesten Menschen gehöre und dem die Schuld gegeben wurde, dass der Wehenschreiber nicht funktionierte.
Nach fünf Stunden hörten die Wehen auf und ich wurde heimgeschickt. Begründung es sei noch nicht soweit. Heute weiß ich es waren Wehen, nur er konnte nicht ohne Hilfe kommen. Am Sonntag 5.30 fuhren wir wieder in die Klinik. Ich weiß noch, dass ich zu meinen Mann sagte, heute lass ich mich nicht heimschicken, er will kommen.
Ich wurde untersucht, der Wehenschreiber schlug nicht an, die Schmerzen wurden intensiver. Der Muttermund war 7 cm offen, kein Blasensprung. Die Blase wurde geöffnet, war schon leicht grünlich. Ab diesen Zeitpunkt blieb ich im Kreissaal und legte mich hin. Ab da begann der blanke Horror für mich. Die Hebamme nahm sich einen Stuhl und sah mich nur an.
Nachdem ich ihr mitteilte der Druck würde stark werden und es würde immer schlimmer, meinte sie nur „na das dauert noch“. Sie schaute nach und siehe da der Muttermund war 9 cm offen. PDA kam nicht mehr in Frage, ich war zu weit und sollte die Presswehen gut spüren. Danach sollte ich mich seitlich hinlegen und veratmen.
Es war 11.30 ich hatte Presswehen, keiner glaubte mir und ich durfte mich nicht mehr umlegen. Ich wollte nur kurz mein Kreuz entlasten, durfte nicht. Nach langen flehen ging es und ein seltsamer Schmerz kam im Kreuz. Ich informierte die Hebamme. Diese meinte es sei eine Wehe ich sagte nein. Ich wurde ignoriert.
Um 17 Uhr kam der Oberarzt, da es doch allen schon seltsam vorkam, dass nichts weitergeht. Er taste und stellte schockiert fest, dass sich mein Sohn gedreht hat (der Schmerz den ich gespürt habe!). Man merkte, dass sie alle Stress bekamen und auf einmal standen fünf Leute um mich. Zwei drückten meinen Sohn mit roher Gewalt raus, der Oberarzt verwendete die Saugglocke rutschte zweimal ab. Ich wurde mehrfach aufgefordert zu pressen und mit noch mehr Kraft, die ich nicht mehr hatte.

Baby. Quelle: rawpixel.com
Endlich war mein Sohn da und dann war er wieder weg. Sofort auf die Kinderstation an den Sauerstoff und ich fühlte mich nur leer.
Mein Mann war fertig und wusste nicht wohin. Er war der Meinung, wir würden beide sterben. Ich schickte ihn zu unserem Sohn und blieb alleine. Ich war kraftlos, traurig und enttäuscht. Ich fühle mich um den Moment unendlicher Liebe, Glückes und Dankbarkeit betrogen. Hätte man mich gehört – hätte man nicht Gewalt gebraucht. Egal wie wer aussieht, welch ein schmerzempfinden man hat, eine Mutter weiß immer was sie spürt.
Ich liebe meine Sohn und habe einen wunderbaren, tollen, fröhlichen Sohn, aber wir haben viel gekämpft um dorthin zu kommen. Es hätte anders ausgehen können, aber es war unser Weg und ich bin dankbar ihn gesund in meinen Armen halten zu dürfen.
Vielen Dank!
Es wird eine Rose gelegt.